RWF-Kommunikationstreff zu Gast in Scheeßel
SCHEESSEL/ROTENBURG. Uraltes Handwerk und neue Vereinsstrukturen standen kürzlich beim Kommunikationstreff des Rotenburger Wirtschaftsforums (RWF) im Fokus. Der Vorsitzende Heiko Kehrstephan begrüßte die Gäste im Scheeßeler Kunstgewerbehaus. „Ich freue mich, dass wir diesmal bei einem äußerst interessanten Verein zu Gast sein dürfen“, sagte Kehrstephan. Eine kurze Begrüßung kam anschließend auch von Seiten der Gastgeber. Uwe Wahlers, Vorsitzender des Heimatvereins Niedersachsen, hieß die rund 50 Mitglieder und Gäste des RWF willkommen.
Die Besucher hörten einige spannende Eckdaten über den Scheeßeler Verein: 420 Mitglieder, zwei Gelände mit Meyerhof, Weberhaus, Kunstgewerbehaus und Blaudruckerei sowie das Heimathausgelände mit Heimatmuseum und Schafstall neben der Grundschule. „Der Meyerhof ist das Begegnungszentrum der Gemeinde Scheeßel schlechthin“, sagte Wahlers.
Hauptthema in Reihen des Vereins sei zur Zeit der Blaudruck, der jetzt immaterielles Welt-Kulturerbe ist. Annerose Rathjen ist die Leiterin der verantwortlich Sparte und hat auch diesen Prozess angestoßen. Der Vorstand des Heimatvereins umfasst sieben Mitglieder. Zusätzlich kommt der fest angestellt Museumsleiter Nils Meyer, der seit gut anderthalb Jahren dabei ist, vom Landkreis und der Gemeinde Scheeßel bezahlt wird. Ein Blick in die Geschichte: Das Kunstgewerbehaus wurde 1908 eröffnet und wird seit 1975 als Ausstellungsraum genutzt. Birgit Ricke ist für die wechselnden Ausstellungen zuständig. Sie stellte den Gästen des Kommunikationstreffs bei der Gelegenheit auch die aktuelle Fotoausstellung „Local Heroes“ von Mike Beims vor. „Als wir uns letztes Jahr im Mai hier in Schee゚el trafen, ich ihm erz臧lte, dass ich die Ausstellungen hier im Kunstgewerbehaus organisiere, hat sich ganz schnell dieses wunderbare Projekt entwickelt. Alle waren sofort von der Idee begeistert, mit der Kamera hinter die Kulissen des Hurricane-Festivals zu schauen", berichtete Ricke über die Hintergründe der Ausstellung.
Weiter ging es nahtlos mit Nils Meyer und einem Blaudruck-Vortrag. Der Museumsleiter ging auf die Geschichte und Entwicklung des uralten Handwerks ein und lieferte interessante Informationen zum Thema Immaterielles Kulturerbe in Deutschland: „Derzeit befinden sich auf der bundesweiten Liste des Immateriellen Kulturerbes 97 Einträge. Beispielsweise das Sternsingen, das Hebammenwesen, die Ostfriesische Teekultur und der Blaudruck seit Dezember 2016.“
Am Tag des RWF-Treffs war auch ein norwegischer Blaudrucker zu Besuch, um sich vor Ort mit den Scheeßeler Experten auszutauschen. Zum Besuch des RWF hatte Annerose Rathjen auch noch einige spannende Fakten über Blaudruck für ihre Zuhörer parat: Heinrich Müller war der letzte gewerbsmäßige Scheeßeler Blaudrucker. Die Färbetechnik gelangte ursprünglich von Indien aus im 16. Jahrhundert nach Deutschland. Vorführungen und Erläuterungen zum Weben, Spinnen und Klöppeln im Weberhaus sowie ein Besuch in der Blaudruck-Werkstatt machten die Stippvisite des RWF zu einer runden Sache. Gespräche bei kleinen Stärkungen und in geselliger Runde bildeten den Abschluss des Kommunikationstreffs.